o.T.1 2020, Acryl auf Leinwand, 180cm x 160cm

o.T.1 2020, Acryl auf Leinwand, 180cm x 160cm

o.T.2 2020, Acryl auf Leinwand, 180cm x 160cm

o.T.2 2020, Acryl auf Leinwand, 180cm x 160cm

o.T.3 2020, Acryl auf Leinwand, 180cm x 160cm

o.T.3 2020, Acryl auf Leinwand, 180cm x 160cmo.T.2 2020, Acryl auf Leinwand, 180cm x 160cm

o.T.4 2020, Acryl auf Leinwand, 210cm x 180cm

o.T.4 2020, Acryl auf Leinwand, 210cm x 180cm

o.T.5 2021, Acryl auf Leinwand, 180cm x 160cm

o.T.5 2021, Acryl auf Leinwand, 180cm x 160cm


Heidi Schöni

Das malerische Werk von Heidi Schöni (*1953) steht für Tendenzen der Reduktion und Entmaterialisierung. Dies geschieht in ihren jüngsten Gemälden paradoxerweise durch zahlreiche Farbschichten.
Hauchdünn aufgetragen, formieren sich diese Überlagerungen zu Bildern, deren Erscheinung widersprüchliche Interpretationen hervorruft. In "Ohne Titel 5" aus dem Jahr 2021 hat sich eine ätherische Erscheinung auf oder in dunklem Grün materialisiert. Die durchlässige, wolkenartige Struktur verläuft annähernd parallel zu den Bildrändern und wirkt, auf diese Weise dem geometrischen Bildraum verbunden, doch zugleich amorph. Die Form könnte den erdigen Grund sanft überdecken oder auch aus ihm herausgetreten sein, ihn womöglich porös gemacht haben wie eine Säure. Angriff oder Angebot, Fenster oder Firmament? Eine permanente Infragestellung der eigenen Konstitution scheint dem Bild immanent, insbesondere weil es widerstrebende Dynamiken in Form eines Farbauftrags vereint, der zugleich roh und subtil wirkt – unprätentiös, aber doch geheimnisvoll.
Erreicht wird dieser widersprüchliche Eindruck durch die Farbfilme, die sich nicht physisch, jedoch optisch mischen. Dafür ist auf einer nicht grundierten Leinwand zunächst farbloses Bindemittel so gleichmässig wie möglich verstrichen worden. Gleichwohl verbleiben dabei Partien unbehandelt. Deren rasterartige Struktur ist dadurch bis in die oberste Schicht erahnbar. Die Farbe ist hochverdünnt, bevor sie auf die am Boden liegende Leinwand geschüttet und mit an Bambusstäben montierten Pinseln verteilt wird.. In über 30 separaten Farbaufträgen entstehen semitransparente Farbnebel, -seen und -flüsse, die während der jeweiligen Trocknungsphasen durch Verstreichen, Kippen und Unterlegen der Leinwand zu Formen gelenkt werden, in denen sich deren Genese spiegelt.
So schimmern durch die diffus helle Erscheinung im Zentrum diverse Linien, Bewegungsströme, Schattierungen, Rot- und Blautöne. Selbst von der untersten, zinnoberroten Schicht bleibt ein warmer Schein, der das Bild merklich durchpulst und den nebelartigen Partien Körperlichkeit verleiht. Der darüber liegende, ätherische Schleier aus Muschel-, Elfenbein- und Titanweiss verheisst zwar auf den ersten Blick Immaterialität – tatsächlich jedoch ist er von irdischer Präsenz durchwirkt. Hier klingen und ringen noch immer die alten Antagonisten der Malereigeschichte – Körper und Geist, Objekt und Konzept.
Dieses Spannungsfeld kommt auch darin zum Ausdruck, dass das leicht hochformatige Gemälde zwar in der Bildkomposition Formen kontemplativer Malerei zitiert und selbst durch die Entleerung des Bildraumes einen vergeistigten Tiefenraum evoziert, diesen jedoch im gleichen Zug durch "Bildstörungen" bewusst unterminiert: gezielt erzeugte Rückstände in der Farbe bilden während dem Trocknen Haarrisse und Verklumpungen. Sie durchbrechen die Raumtiefe, um die Materialität von Farbe und Leinwand in den Vordergrund zu rücken. Eine Überhöhung der Malerei, wie sie die samt schimmernde Oberfläche suggeriert, wird so hinterfragt und geerdet.
Zwar ist die Malerei noch immer Illusionsraum und Bühne – auf der sie sich heute jedoch beständig selbst dekonstruiert und Verheissung und Verweigerung Zwiesprache halten. Nur auf diese Weise können die zarten Farbgespinste ohne Pathos und scheinbar beiläufig die Auflösung der Wahrnehmung der Welt und des Menschen zur Darstellung bringen.

                                                                                                                                        Stefanie Hoch 2021

o.T.6 2021, Acryl auf Leinwand, 210cm x 180cm

o.T.6 2021, Acryl auf Leinwand, 210cm x 180cm

o.T.7 2021, Acryl auf Leinwand, 180cm x 160cm

o.T.7 2021, Acryl auf Leinwand, 180cm x 160cm



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